Reliabilität

Das Gütekriterium „Reliabilität“ ist erfüllt, wenn durch die Prüfungsaufgaben zuverlässig der wahre Leistungsstand von Studierenden in einer Prüfung gemessen wird. (vgl. Universität Zürich 2024) Die Prüfungsergebnisse sollten bei ein und demselben Studierenden gleichbleiben und sie sollten zwischen unterschiedlichen Studierenden, die das gleiche Kompetenzniveau haben, gleichbleiben. Sie sollten außerdem bei unterschiedlichen Prüferinnen und Prüfern gleichbleiben. Die Reliabilität kann laut der Universität Zürich (2024) in der Praxis durch folgende Faktoren erhöht werden:

  • Die Prüfungsdauer sollte so gewählt sein, dass mindestens 80% der Studierenden alle Prüfungsaufgaben beantworten können.
  • Generell sollten die Prüfungsaufgaben nicht zu schwer und nicht zu leicht sein, das heißt, es sollten überwiegend Aufgaben mit mittlerem Schwierigkeitsgrad gestellt werden.
  • Je mehr Fragen von den Studierenden beantwortet werden, desto besser kann der Leistungsstand und die Erreichung der Lernziele gemessen werden.

 

Quellen:

Bühner, Markus. (2011): Einführung in die Test- und Fragebogenkonstruktion. München: Pearson Studium.

Manukjan, Anke; Wendt, Claudia (2016): Leitfaden Prüfungsentwicklung: Ein kompetenzorientierter Ansatz. Magdeburger Beiträge zur Hochschulentwicklung; Abrufbar unter: https://lehre-fuer-lehre.de/wp-content/uploads/2021/02/MBZHE_LeitfadenPru%CC%88fungsentwicklung.pdf; Stand: 20.04.2022


Remote-Prüfung

Bei einer Remote-Prüfung handelt es sich um eine Fernprüfung mit der Besonderheit, dass während der Prüfung auf einen Prüfungsrechner zugegriffen wird, auf dem dann die Prüfung abgelegt wird.


Safe Exam Browser

Bei dem Safe Exam Browser (SEB) handelt es sich um eine Browser-Applikation, welche es ermöglicht, Online-Prüfungen auf Lernmanagementsystemen (LMS) in einem (technisch) abgesicherten Prüfungsmodus durchzuführen. Wenn die SEB-Applikation gestartet ist, wird das zur Prüfung verwendete Endgerät in einen sogenannten „Kioskmodus“ versetzt. Durch den SEB kann somit der Zugriff auf Hilfsmittel, wie Systemfunktionen, andere Websites und Programme gesteuert und somit die Verwendung von unerlaubten Ressourcen, während einer Prüfung verhindert werden. Der Kioskmodus stellt sicher, dass während einer Prüfung ausschließlich zugelassene Hilfsmittel wie bestimmte Systemfunktionen, Webseiten und Programme genutzt werden können. Dadurch wird die Verwendung unerlaubter Ressourcen wirksam unterbunden.

(vgl. ETH Zürich 2022) Der SEB kann dadurch auch eine Entlastung für Prüfungsaufsichten bei digitalen Präsenzprüfungen sein.

Quelle:
ETH Zürich: Über SEB; Abrufbar unter: https://safeexambrowser.org/about_overview_de.html; Stand: 28.03.2022


Schriftliche Prüfung (Klausur)

Schriftliche Prüfungen, häufig auch Klausur genannt, finden grundsätzlich unter Aufsicht statt und schließen in der Regel ein Modul ab. Als schriftliche Prüfungen können auch zeichnerische, gestalterische und künstlerische Prüfungen gelten sowie Prüfungen, bei denen Aufgabenstellungen unter Einsatz von Computern bearbeitet werden. Der Prüfungsort ist zunächst nicht festgelegt, so dass eine schriftliche Prüfung auch als Fernprüfung durchgeführt werden kann. Sie wird in einem ununterbrochenen Zeitfenster von z. B. 90 min durchgeführt. Es besteht keine Möglichkeit zu einer Gruppenarbeit. Die Prüfungsaufgaben werden zu Beginn der Prüfung bekannt gegeben.

Mit den ii.oo-Merkmalen für Prüfungsformen wird eine schriftliche Prüfung (Klausur) wie folgt charakterisiert:

  • Aufsicht: Immer unter Aufsicht
  • Prüfungsort: Präsenz- oder Fernprüfung möglich
  • Werkzeuge zur Bearbeitung: Papier, Stift, Textverarbeitungsprogramme, fachspezifische Software usw.
  • Bearbeitungszeit: Genau festgelegtes Zeitfenster
  • Antwort-Wahl-Verfahren: Möglich
  • Hilfsmittel: Verwendung möglich, werden vor der Prüfung durch die Lehrenden in einer Hilfsmittelliste festgelegt
  • Einzel-/ Gruppenprüfung: Einzelprüfung
  • Vorbereitung: Prüfungsaufgaben sind vor der Prüfung nicht bekannt
  • Prüfungssysteme: Moodle und/oder EXaHM

Schummeln

Schummeln ist eine Strategie, um mit Prüfungssituationen umzugehen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen manifestiert. Auf der Ebene des Individuums kann sich Schummeln bei Studierenden als Täuschung darstellen. Eine Täuschung in der Prüfungssituation stellt das Erbringen einer unauthentische Leistung dar. Die Absicht, keine authentische Leistung zum Zeitpunkt der Prüfung zu erbringen, stellt einen Täuschungsversuch dar. Die aktive Täuschungshandlung besteht in Leistungen, die nicht persönlich oder mit fremder Hilfe (dies beinhaltet nicht erlaubte Hilfsmittel) erbracht wurden.
Bei Lehrenden zeigt sich Schummeln als Regelbruch auf der semi-organisationalen Ebene. Einzelne Lehrende verstoßen gegen geltende Prüfungsregularien, werden aber meist durch die Organisation Hochschule geschützt bzw. geduldet.
Auf der Ebene der Organisation beschreibt Schummeln eine Strategie der Hochschule, um mit Defiziten oder Konflikten zwischen der internen Organisation und rechtlichen Vorgaben umzugehen. Regelbrüche werden kollektiv praktiziert oder zumindest geduldet.
(vgl. Döbler 2019)

 

Quelle:

Döbler, Joachim (2019): Prüfungsregime und Prüfungskulturen. Soziologische Beobachtungen zur internen Organisation von Hochschule. Wiesbaden: Springer VS (Research).

 


Selbstgesteuertes Lernen

Selbstgesteuertes Lernen bezeichnet eine Lernform, in der die Lernenden sich ihr Wissen und ihre Kompetenzen selbst erarbeiten und ihren Lernprozess selbst planen und umsetzen. Die Lernenden tragen entsprechend größere Verantwortung für ihren Lernprozess.

Die Aufgabe der Lehrenden beim selbstgesteuerten Lernen ist es, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Selbstlernprozess der Lernenden fördert. Sie fungieren dabei als Lernbegleiter:innen und unterstützen den Lernprozess mit konstruktivem Feedback. Die Lehrenden verfolgen "die Absicht, das Lernverständnis und die Einstellung der Studierenden zum Lernen so zu prägen, dass die aktive, selbstverantwortliche Rolle beim Lernen anerkannt und verinnerlicht wird" (Heikkiläa & Lonka (2006), S. 114, zitiert nach Zellweger Moser & Jenert 2018).
Insgesamt fördert selbstgesteuertes Lernen die Lernenden bzw. Studierenden darin eine authentische Leistung zu erbringen.

In der Prüfungssituation beschreibt eine authentische Leistung ein aus eigenem Vermögen erbrachtes Werk. Dies geschieht ohne Zuhilfenahme unerlaubter Hilfsmittel. Ziel einer Prüfung ist es, eine authentische Leistung zu erbringen und abzufragen.

 

Quelle:

Zellweger Moser, Franziska; Jenert, Tobias (2018): Konsistente Gestaltung von Selbstlernumgebungen. In: Bachmann, Heinz (Hg.) (2018): Kompetenzorientierte Hochschullehre. Die Notwendigkeit von Kohärenz zwischen Lernzielen, Prüfungsformen und Lehr-Lern-Methoden; eine Publikation des ZHE. 3., überarbeitete Auflage. Bern: hep, der Bildungsverlag (Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 1).

 


Studien- und Prüfungsordnung (SPO)

Die Studien- und Prüfungsordnung (SPO) ist eine Ergänzung der Allgemeinen Prüfungsordnung (APO) bzw. Allgemeinen Studien- und Prüfungsordnung (ASPO) der jeweiligen Hochschule und dient als Regelwerk für jeden einzelnen Studiengang. Sie legt die Voraussetzungen für die Teilnahme an einzelnen Lehrveranstaltungen fest – etwa in Abhängigkeit vom Nachweis ausreichender Kenntnisse oder besonderer Qualifikationen – und regelt zudem die Zulassung zu Prüfungen sowie deren Wiederholungsmöglichkeiten (vgl. BayHIG 2025). Jede SPO sowie deren Änderungen bedürfen der Zustimmung durch den Senat der Hochschule. Der Studienplan konkretisiert die SPO weiter, ohne jedoch der Genehmigung durch den Senat zu bedürfen. Er enthält somit insbesondere jene Regelungen, die regelmäßig angepasst werden müssen. Im Idealfall dient der Studienplan als Gebrauchsanweisung – für ein erfolgreiches Studium.

 

Quelle:

OTH Regensburg (2022): Studien- und Prüfungsordnung für den Bachelorstudiengang Betriebswirtschaft an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg; Abrufbar unter: https://www.oth-regensburg.de/fileadmin/media/hochschule/organisation/rechtliche_grundlagen/spo/pdf/2022/BW_2007-09-17_neu_2022_konsolidiert.pdf; Stand: 15.06.2022

 

 


Summative Prüfung

Bei summativen Prüfungen handelt es sich um umfangreichere Leistungsnachweise am Ende eines Semesters oder eines Moduls. Sie dienen der Überprüfung des erreichten Wissensstands sowie der erworbenen Fähigkeiten der Studierenden (Assessment of Learning). (vgl. Reimann 2019) Im Bildungsprozess erfüllen sie eine Auswahl- und Zuweisungsfunktion und werden in der Regel benotet, oder mindestens jedoch mit „bestanden“ oder „nicht bestanden“ bewertet (vgl. Schröder 2015).

Zur Abgrenzung siehe auch „diagnostische“ sowie „formative Prüfung

Quelle:
Schröder, Monika (2015): Kompetenzorientiert Prüfen. Zum Lernergebnis passende Prüfungsaufgaben. Hochschulrektorenkonferenz (Nexus Impulse f. d. Praxis). Bonn. Abrufbar unter: https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/HRK_Ausgabe_4_Internet.pdf; Stand: 15.02.2022


Take Home Exam

Ein in der aktuellen Diskussion zu Prüfungsformen wird die Bezeichnung „Take Home Exam“ für Prüfungen, die ohne Aufsicht durchgeführt werden, verwendet. Anhand der charakteristischen Merkmale von ii.oo entspricht dies einer Ausarbeitung. Ein Take Home Exam funktioniert nach dem Prinzip von Open-Book-Prüfungen. Es dürfen verschiedene Materialien, wie etwa Bücher, Mitschriften oder Aufzeichnungen verwendet werden. Es werden in der Regel offene Aufgaben gestellt, die sich auf komplexe Problemlösungen beziehen. Dabei kann es sich um Fallanalysen, Bewertungen oder Reviews wissenschaftlicher Veröffentlichungen handeln. Die Antworten sind daher nicht standardisierbar und individuell. Zumeist ist auch das Internet als Hilfsmittel erlaubt, denn aufgrund der Komplexität der Prüfungsfragen können die Antworten in der Regel nicht schnell recherchiert werden. Um einen Austausch unter den Studierenden zu vermeiden, sollten individuelle Aufgaben gestellt werden oder die Zusammenarbeit der Studierenden ist ausdrücklich erlaubt. (vgl. Universität Paderborn 2021)

Mit den ii.oo-Merkmalen für Prüfungsformen wird ein Take Home Exam wie folgt charakterisiert:

  • Aufsicht: Ohne Aufsicht
  • Prüfungsort: An einem beliebigen Ort
  • Werkzeuge zur Bearbeitung: Papier, Stift, Textverarbeitungsprogramme, fachspezifische Software, Präsentationssoftware usw.
  • Bearbeitungszeit: Findet entweder in einem genau festgelegten Zeitfenster statt oder die Bearbeitung der Aufgabenstellung erfolgt mit individueller Zeiteinteilung im Rahmen eines längeren Zeitraums
  • Antwort-Wahl-Verfahren: Möglich
  • Hilfsmittel: Sind erlaubt
  • Einzel-/ Gruppenprüfung: In der Regel eine Einzelprüfung
  • Vorbereitung: Prüfungsaufgaben sind vor der Prüfung nicht bekannt
  • Prüfungssysteme: Moodle

Quelle:
Universität Paderborn: Take Home Exam – kleine Ausarbeitung (24-, 48- oder 72-Stunden-Arbeit); Abrufbar unter: https://www.uni-paderborn.de/lehre/corona-lehre/digitale-pruefformate/take-home-exam;
Stand: 05.01.2022


Taxonomie der Lernziele (nach Anderson und Krathwohl)

Die Betätigung des Geistes (kognitives Wissen), sowie Grundhaltungen in Form von Werten aber auch Fähigkeiten (Können) „[können] hierarchisch in einfache und anspruchsvolle Tätigkeiten geordnet werden. So ist „Auswendiglernen und Wiedergeben“ etwas grundsätzlich anderes als „situatives Problemlösen in komplexen Zusammenhängen“ (Ruhr Universität Bochum 2022). Zwischen diesen beiden Situationen finden sich weitere Abstufungen, sogenannte Taxonomien. Diese unterstützen bei der Definition von kompetenzorientierten Lernzielen (vgl. Ruhr Universität Bochum 2022).
Ein praktikables Modell, um auf Lehrveranstaltungsebene valide kompetenzorientiert zu prüfen, bieten sogenannte (Lernziel-)Taxonomien, wie etwa jene von Bloom (1956) bzw. deren Revision durch Anderson und Krathwohl (2001). Nach Anderson und Krathwohl kann auf den kognitiven Leistungsniveaus Wissen, Verständnis, Anwenden, Analyse, Bewertung und (Er-)Schaffen geprüft werden.
Die folgende Abbildung zeigt die Taxonomie nach Anderson und Krathwohl. Die Verben am Ende der Abbildung werden typischerweise zur Beschreibung von Kompetenzen auf den jeweiligen Stufen verwendet. Ein vom Satz isoliertes Verb charakterisiert in der Regel noch nicht die Kompetenzstufe, sondern kann je nach Sinnzusammenhang für unterschiedliche Stufen stehen. Dementsprechend sind einige Verben mehrfach aufgeführt.

Quelle: Universität Zürich (2022); Taxonomiestufen nach Anderson und Krathwohl; erweitert durch OTH Regensburg (2023)

 

Quellen:

Ruhr Universität Bochum: Typen und Stufen von Lernzielen; Abrufbar unter: https://dbslin.ruhr-uni-bochum.de/lehreladen/planung-durchfuehrung-kompetenzorientierter-lehre/lehrund-lernziele/typen-und-stufen/; Stand: 14.01.2022