Chancengleichheit

Chancengleichheit ist eine rechtliche Anforderung und bedeutet, dass in einer konkreten Prüfungssituation für alle Prüflinge die gleichen externen Rahmenbedingungen gelten müssen. Dies betrifft z. B. die Prüfungsform innerhalb eines Semesters und die zur Verfügung gestellte Ausstattung. Chancengleichheit bezieht sich nicht auf die individuellen Bedingungen der einzelnen Prüflinge (z. B. Schreibgeräte, Befinden am Prüfungstag usw.) (vgl. Fischer et al.2022; Birnbaum 2021).

 

Quelle:
Fischer, Edgar; Jeremias, Christoph; Dieterich, Peter (2022): Prüfungsrecht. 8., vollständig neubearbeitete Auflage. München: C.H. Beck (NJW Praxis, Band 27/2).

Birnbaum, Christian (Hg.) (2021): COVID-19: Bildungsrecht in der Corona-Krise. Frühkindliche Bildung - Schule - Hochschule - Berufsbildung. München: C.H.Beck (Beck-Online Bücher).


Fairness

Fairness ist ein Wert, der auf Gerechtigkeitsvorstellungen beruht und das ethische Denken und Handeln von Personen bestimmt. Was als fair wahrgenommen wird, ist subjektiv.
Das Empfinden von Fairness kann durch transparente Kommunikation über das Verhalten der beteiligten Personen und Entscheidungsprozesse hergestellt und / oder gesteigert werden. mehr eine Situation, Entscheidung, Verhalten als fair empfunden wird, desto höher ist dessen Akzeptanz (vgl. Frey et al. 2021; Jonas 2015; Schmid 2015).

Für Prüfungssituationen ergibt sich daraus, dass Prüfungen und Beurteilungen von Prüfungsleistungen dann als fair erlebt werden, wenn:

  • die Inhalte der Prüfung mit dem, was vorab von der Lehrperson kommuniziert wurde, als übereinstimmend wahrgenommen werden.
  • die Kriterien, nach denen eine Prüfungsleistung bewertet wird, transparent und nachvollziehbar sind.
  • die Lehrperson ihre Beurteilung einer Prüfungsleistung (anhand der kommunizierten Kriterien) nachvollziehbar erläutern kann.
  • die Studierenden und Lehrenden sich gegenseitig wertschätzend und respektvoll, unabhängig der tatsächlichen Prüfungsleistung, begegnen.
    (vgl. Frey et al. 2021)

 

Quelle:
Frey, Dieter; Bürgle, Nadja; Uemminghaus, Monika (2021): Eine Vision exzellenter Lehre: 11 Anforderungen an Dozierende. In: Frey, Dieter; Uemminghaus, Monika (Hrsg.): Innovative Lehre an der Hochschule. Konzepte, Praxisbeispiele und Lernerfahrungen aus COVID-19. Berlin: Springer, S. 16-67.

Jonas, Eva (2015): Fairness lohnt sich! Psychologische Facetten von Gerechtigkeit und ihr Beitrag zu Kooperation und Widerstand in sozialen Interaktionen. In: Dimitriou, Minas; Schweiger, Gottfried (Hrsg.): Fairness und Fairplay. Interdisziplinäre Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS, S. 23-49.

Schmid, Christine (2015): Fairness und Fairplay aus pädagogischer Sicht. Von Regeln der Fairness zur Moral der Gerechtigkeit. In: Dimitriou, Minas; Schweiger, Gottfried (Hrsg.): Fairness und Fairplay. Interdisziplinäre Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS, S. 166-184.


Haltung

Unter Haltung wird in ii.oo die subjektive Überzeugung Studierender und Lehrender zu digitalen Prüfungen verstanden.
Sie ist die Grundlage, um bewusste Entscheidungen auf Basis der eigenen Kompetenzen (zur aktiven situationsangemessenen Problemlösung) zu treffen und umzusetzen. Kompetenzen ermöglichen das aktive Handeln, auch wenn das zu lösende Problem / die Herausforderung unbekannt ist. Kompetenzen sind dabei stets eng mit Werten verknüpft. "Werte sind die Kerne von Kompetenzen" (Erpenbeck & Sauter 2018). Werte bestimmen die Ausprägung der Handlungsfähigkeit in unbekannten Situationen und bilden ein theoretisches Handlungsgerüst. (vgl. Erpenbeck & Sauter 2018; Arnold et al. 2018; Zierer et al 2019; Braselmann et al. 2022)

 

Quelle:

Arnold, Patricia; Kilian, Lars; Stillosen, Anne; Zimmer, Gerald (2018): Handbuch E-Learning. Bielefeld: utb-Verlag.

Braselmann, Silke; Mathieson, Jolene; Moisisch, Oliver (2022): Multimodal take-home exams in online teaching and beyond: constructive and professional alignment in teacher education. In: Sonnleitner, Karin; Gartmeier; Martin (Hrsg.): Prüfen im Kontext kompetenzorientierter Hochschulbildung: Books on Demand (ZFHE-Zeitschrift für Hochschulentwickling, 1), S. 87–102; Abrufbar unter: https://zfhe.at/index.php/zfhe/article/download/1587/1054; Stand: 26.09.2022

Erpenbeck, John; Sauter, Werner (2018): Wertungen, Werte – Das Fieldbook für ein erfolgreiches Wertemanagement. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag.

Zierer, Klaus; Weckend, Denise; Schatz, Christina (2019): Haltungsbildung ins Zentrum rücken. Theoretische Grundlagen und empirische Ergebnisse aus der Lehrerbildung. In: Rotter, Carolin; Schülke, Carsten; Bressler, Christoph (Hrsg.): Lehrerhandeln - eine Frage der Haltung?. Weinheim: Beltz.


Schummeln

Schummeln ist eine Strategie, um mit Prüfungssituationen umzugehen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen manifestiert. Auf der Ebene des Individuums kann sich Schummeln bei Studierenden als Täuschung darstellen. Eine Täuschung in der Prüfungssituation stellt das Erbringen einer unauthentische Leistung dar. Die Absicht, keine authentische Leistung zum Zeitpunkt der Prüfung zu erbringen, stellt einen Täuschungsversuch dar. Die aktive Täuschungshandlung besteht in Leistungen, die nicht persönlich oder mit fremder Hilfe (dies beinhaltet nicht erlaubte Hilfsmittel) erbracht wurden.
Bei Lehrenden zeigt sich Schummeln als Regelbruch auf der semi-organisationalen Ebene. Einzelne Lehrende verstoßen gegen geltende Prüfungsregularien, werden aber meist durch die Organisation Hochschule geschützt bzw. geduldet.
Auf der Ebene der Organisation beschreibt Schummeln eine Strategie der Hochschule, um mit Defiziten oder Konflikten zwischen der internen Organisation und rechtlichen Vorgaben umzugehen. Regelbrüche werden kollektiv praktiziert oder zumindest geduldet.
(vgl. Döbler 2019)

 

Quelle:

Döbler, Joachim (2019): Prüfungsregime und Prüfungskulturen. Soziologische Beobachtungen zur internen Organisation von Hochschule. Wiesbaden: Springer VS (Research).

 


Selbstgesteuertes Lernen

Selbstgesteuertes Lernen bezeichnet eine Lernform, in der die Lernenden sich ihr Wissen und ihre Kompetenzen selbst erarbeiten und ihren Lernprozess selbst planen und umsetzen. Die Lernenden tragen entsprechend größere Verantwortung für ihren Lernprozess.

Die Aufgabe der Lehrenden beim selbstgesteuerten Lernen ist es, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Selbstlernprozess der Lernenden fördert. Sie fungieren dabei als Lernbegleiter:innen und unterstützen den Lernprozess mit konstruktivem Feedback. Die Lehrenden verfolgen "die Absicht, das Lernverständnis und die Einstellung der Studierenden zum Lernen so zu prägen, dass die aktive, selbstverantwortliche Rolle beim Lernen anerkannt und verinnerlicht wird" (Heikkiläa & Lonka (2006), S. 114, zitiert nach Zellweger Moser & Jenert 2018).
Insgesamt fördert selbstgesteuertes Lernen die Lernenden bzw. Studierenden darin eine authentische Leistung zu erbringen.

In der Prüfungssituation beschreibt eine authentische Leistung ein aus eigenem Vermögen erbrachtes Werk. Dies geschieht ohne Zuhilfenahme unerlaubter Hilfsmittel. Ziel einer Prüfung ist es, eine authentische Leistung zu erbringen und abzufragen.

 

Quelle:

Zellweger Moser, Franziska; Jenert, Tobias (2018): Konsistente Gestaltung von Selbstlernumgebungen. In: Bachmann, Heinz (Hg.) (2018): Kompetenzorientierte Hochschullehre. Die Notwendigkeit von Kohärenz zwischen Lernzielen, Prüfungsformen und Lehr-Lern-Methoden; eine Publikation des ZHE. 3., überarbeitete Auflage. Bern: hep, der Bildungsverlag (Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 1).