Praktikumsbericht als E-Portfolio für BWL-Studierende

  • Lehrperson: Prof. Dr. Franz Boos, Prof. Dr. Michaela Gebele
  • Hochschule Hof
  • Fachdisziplin: BWL
hochschulen verbund iioo

Stellen Sie sich vor:

… Ihre Studierenden dokumentieren ihre Praxiszeit nicht nur sie reflektieren sie strukturiert, verknüpfen Theorie mit konkreten Erfahrungen und tauschen sich dazu in Gruppen aus. Am Ende entsteht ein individuelles E-Portfolio, das nicht nur prüft, sondern echtes Lernen sichtbar macht.

Beschreibung der Prüfung:

Die Prüfungsleistung beinhaltet einen regelmäßigen Erwartungs-, Dokumentations -und Reflexionsbericht zu ihrem Praktikum und halten in Gruppen Präsentationen zu ihren Erfahrungen.

Anwendung des Constructive Alignment

Im Praxissemester sollen die Studierenden…

  • …durch die Ausführung von Tagesgeschäfts- und Projektaufgaben das bereits erworbene Fachwissen in der Praxis anwenden und vertiefen.
  • …die Abläufe und Methoden des jeweiligen Fachbereiches kennenlernen und verstehen.
  • …die Aufgaben des Tagesgeschäfts und Projektaufgaben erfolgreich bewältigen.

Ausgehend von diesen Lernzielen sollen folgende Kompetenzen erworben werden:

Fachkompetenz

Die Studierenden können theoretisches Wissen in praktische Fähigkeiten umwandeln, was den Theorie-Praxistransfer und die kontinuierliche Verbesserung ihrer fachlichen Leistung fördert. Dabei können sie Potenziale und Wissenslücken reflektieren.

Methodenkompetenz:

Durch praxisorientierte Projekte entwickeln die Studierenden die Fähigkeit, Informationen mithilfe unternehmensspezifischer Tools zu sammeln, zu analysieren und Lösungsansätze zu entwickeln und zu begründen

Sozialkompetenz

Die Studierenden entwickeln durch praktische Zusammenarbeit und Projektarbeit Sozialkompetenzen wie Verantwortung, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit. Am Ende des Semesters reflektieren sie gemeinsam mit allen Beteiligten die Ergebnisse hinsichtlich des Theorie-Praxis-Bezugs.

Selbstkompetenz

Im Rahmen eigener Projekte stärken sie zudem ihr Selbstmanagement und ihre Organisationsfähigkeit durch Aufgabenpriorisierung und Zeitmanagement

Die Studierenden werden im Rahmen eines Kick-off Termins über die Aufgabenstellung, die Beurteilungskriterien und die Termine und Fristen informiert. Die Veranstaltung ist zudem im Modulhandbuch hinterlegt und wird via Moodle-Kurs begleitet.

Die Studierenden dokumentieren und berichten regelmäßig, monatlich oder wöchentlich oder projektorientiert, anhand der von den Lehrenden vorgegebener Fragestellungen über ihre Praxiszeit (siehe Abbildung 1). Die Fragestellungen beinhalten drei Dimensionen:

  1. Preview: Die Erwartungen an das Praxissemester und die Tätigkeit(-sinhalte)
  2. Dokumentation: Ein Bericht über die Tätigkeiten
  3. Review: Eine kritische Reflexion zu vermittelten Kenntnissen in der Praxis, Verknüpfung von Lehrinhalten und Praxisinhalten, Organisation des Praxissemesters. Darunter fallen: Koordination des Ablaufes und Begleitung durch die jeweiligen Mentoren usw.

Gegen Ende des Praxissemesters tauschen sich die Studierenden zuerst untereinander in kleinen Gruppen (4-5 Studierende) über ihre Erfahrungen in der Praxiszeit aus. Wenn möglich, sollen die Gruppen themenspezifisch gebildet werden. Dann gibt es eine Abschlussveranstaltung mit der zuständigen Professorin. Der Praktikumsbericht wird zu festgelegten Fristen in Mahara eingereicht. Anschließend erhalten die Studierenden ein Feedback, das in die Präsentation eingearbeitet wird. Die Studierenden fassen ihre gemeinsamen oder auch abweichenden Erfahrungen in einer Präsentation zusammen, die sie anschließend gemeinsam mit einem Dozierenden besprechen. Am Ende des Semesters findet die gruppenweise Präsentation und das anschließende Gespräch mit der Dozentin statt. Dies wird mit „Bestanden“ oder „Nicht bestanden“ bewertet. Die Erstellung des Reflexionsportfolio-Teil wird nicht gesondert mit Credits bewertet, sondern ist Teil des Praxissemesters für das 30 Credit Points gewährt werden. Im Rahmen der Prüfungsleistung erfolgt künftig möglicherweise einer Befragung, um einen systematischen Abgleich zwischen dem an der Hochschule gelernten Wissen und den in der Praxis gemachten Erfahrungen zu ermöglichen. Diese Befragung erfolgt im Moodle-Kurs statt und wird per Link in die Mahara-Gruppe integriert. Die Einreichung der Prüfungsleistung durch die Studierenden sowie die Bewertung und Archivierung durch den Lehrenden finden in Mahara statt.

Im Rahmen des Projekts wurden die ersten positiven Erkenntnisse aus den zwei Semesterdurchläufen gesammelt dann die daraus resultierenden Verbesserungen vorgenommen.

Durch die kontinuierliche Bearbeitung der vorgegebenen Leitfragen und den Gruppenaustausch wurde den Studierenden eine systematische und umfassende Reflexion ihrer Praxiszeit ermöglicht. Dabei ergaben sich umfassende Einblicke in Struktur und Inhalt der Praxisphase beim jeweiligen Praxispartner und etwaige Lücken zwischen Theorie und Praxis konnten gut herausgearbeitet werden.

Die Erwartungen an das E-Portfolio – als ein geeignetes Werkzeug, um die individuelle Kompetenzentwicklung zu fördern sowie die Zusammenarbeit, Diskussion und den Austausch unter den Studierenden, haben sich bestätigt. Folgende Erkenntnisse wurden gewonnen und folgende Weiterentwicklungen sind vorgesehen.

  1. Erkenntnisse zur Bedeutung des Feedbackprozesses

Eine der zentralen Erkenntnisse ist, dass der Feedbackprozess eine entscheidende Rolle für den Lernerfolg und die Zufriedenheit der Studierenden spielt. Bisher wurde dieser Prozess in den Unternehmen uneinheitlich gehandhabt – sowohl in der inhaltlichen Tiefe als auch in der Form der Durchführung. Es hat sich gezeigt, dass viele Studierende das Feedbackgespräch nicht als ausreichend strukturiert wahrnehmen und teilweise das Gefühl haben, nicht gehört oder ernst genommen zu werden.

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, mittelfristig standardisierte Feedback-Fragebögen für beide Seiten – Unternehmen und Studierende – zu entwickeln.

 

  1. Erkenntnisse zur Rolle der Praxispartner und deren Sensibilisierung

Ein weiteres zentrales Learning ist, dass Praxispartner oft nicht ausreichend über die besondere Rolle der Studierenden im Praxissemester informiert sind. Es wurde festgestellt, dass Studierende teilweise mit Aufgaben betraut werden, die eher dem Tätigkeitsbereich von Auszubildenden entsprechen und nicht den Anforderungen eines akademisch begleiteten Praxissemesters gerecht werden.

Ebenso ist den Unternehmen nicht immer bewusst, dass das Praxissemester nicht nur der praktischen Anwendung, sondern auch der Orientierung für die Wahl der Vertiefungsrichtung dient. Eine gezielte Sensibilisierung der Praxispartner ist daher essenziell, insbesondere zu folgenden Aspekten:

  • Orientierung für die Studienvertiefung: Die Wahl der Abteilungen innerhalb des Praxissemesters sollte sich an den Studieninhalten orientieren.
  • Angemessener Einsatz nach Abschluss der Berufsausbildung (Azubi vs. Dual Studierender): Studierende sollten nach Abschluss der Ausbildung in Abteilungen arbeiten, die inhaltlich zu ihrer Studienrichtung passen und mit Aufgaben betraut sein, die dem inzwischen erreichten Qualifikationsniveau gerecht werden.

 

  1. Erkenntnisse zur Nutzung digitaler Tools (Mahara)

Die Analyse des bisherigen Umgangs mit der E-Portfolio-Plattform Mahara hat gezeigt, dass deren Nutzung für die Reflexion des Praxissemesters sinnvoll ist, jedoch oft mit Unsicherheiten verbunden ist. Studierende benötigen eine gezieltere Einführung und fortlaufende Unterstützung.

Daraus ergeben sich folgende Maßnahmen:

  • Eine frühzeitige Einführung in Mahara während der Preview-Veranstaltung.
  • Eine zusätzliche „Refresh“-Veranstaltung zu Semesterbeginn, um weitere praktische Fragen zu klären.
  • Einrichtung eines „E-Portfolio Chatrooms“ (auf Zoom oder Teams) zur Klärung dringender technischer Fragen entweder zwischen den Studierenden oder technischem Support durch den zuständigen Betreuer bei DAL (Digitaler Aufbruch der Lehre)
  • Eine Basisdokumentation im Moodlekurs, die allgemeinen Erklärungen und Ansprechpartner enthält.
  1. Erkenntnisse zur Organisation und Struktur des Praxissemesters

Die bisherigen Abläufe im Praxissemester waren teilweise zu wenig strukturiert, insbesondere in Bezug auf Feedbackgespräche und Reflexionsformate. Es wurde erkannt, dass klare, vorab festgelegte Termine und eine stärkere Verbindlichkeit notwendig sind.

Daher wurden folgende Maßnahmen abgeleitet:

  • Preview Veranstaltung vor Beginn des Praxissemesters (Online-Veranstaltung): Allgemeine Informationen zum E-Portfolio und Einführung in Mahara.
  • Verbindliche Feedbackgespräche (wahlweise online oder in Präsenz): Ein fester Termin im ersten Drittel des Semesters (15–20 Minuten pro Person) sowie ein optionaler zweiter Termin im letzten Drittel des Semesters.
  • Geplante Gruppenreflexionen: Studierende sollen mit gezielten Fragen zur Reflexion (insbesondere in heterogenen Gruppen) angeleitet werden. Die Gruppengröße sollte maximal 5 Personen betragen.

Abschlussbesprechung (gruppenweise in Präsenz): Diese soll künftig in der letzten Ferienwoche oder der ersten Semesterwoche des Folgesemesters stattfinden, um eine sinnvolle Rückschau und Übergangsvorbereitung zu ermöglichen. Der Umfang beträgt nach ersten Erfahrungen 60 Minuten pro Gruppe.

Ich halte meine Prüfung für eine Good Practice weil...

…über die verschiedenen Frageformen in Moodle-Test die Sachverhalte in unterschiedlicher Art und Weise darzustellen sind.

.. die lästige Schreibarbeit für die Studierenden entfällt.

.. die Entzifferung von unlesbaren Handschriften entfällt.

.. eine schnellere Korrektur möglich ist.

.. die Studierenden Tabellenkalkulationsprogramm anwenden können.

Quellenverzeichnis

  • Allgemeine Studien- und Prüfungsordnung für Studiengänge und sonstige Studien an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hof. (16. Juli 2024). Abgerufen am 31. März 2025 von Hof, Hochschule: https://www.hof-university.de/fileadmin/user_upload/studienbuero/spo-s/uebergreifende_regelungen/ASPO_2024-01_mit_Anlagen.pdf
  • Kompetenzmatrix Betriebswirtschaft def Leitbild Lehre. (März 2025). Abgerufen am 31. März 2025 von Hochschule Hof : https://www.hof-university.de/fileadmin/user_upload/fakultaet-wirtschaft/betriebswirtschaft/Kompetenzmatrix_BW_def_Leitbild_Lehre_NEU_Stand_2023_11_14_Web.pdf
  • Modulbeschreibung – Praxismodul (3992), Studiengang: Betriebswirtschaft (Bachelor) – BW5 (SS25). (31. März 2025). Von Hochschule Hof: https://primuss-services.hof-university.de/mhb-web/de/moduleManual?lectureId=3992&courseId=BW&course=Betriebswirtschaft+%28Bachelor%29&semester=BW5&year=SS25 abgerufen
  • Studien- und Prüfungsordnung für den Bachelorstudiengang Betriebswirtschaft an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hof. (25. April 2024). Von Hochschule Hof : https://www.hof-university.de/fileadmin/user_upload/studienbuero/spo-s/wirtschaft/Betriebswirtschaft/SPO-BW_2024-01.pdf abgerufen