Good Practice Prof. Dr. Arnd Gottschalk & Dominik Winkler

  • Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt
  • Fachdisziplin: Betriebswirtschaft
  • Prüfungsfach: Wirtschaftswissenschaften
  • Prüfungsform: summative E-Portfolio-Prüfung, schriftliche Onlineprüfung, Referat
  • Prüfungssystem: Mahara, Moodle
  • Teilnehmendenzahl: 178
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Im Rahmen der E-Portfolio-Prüfung werden die Lerninhalte von den Studierenden selbständig in Gruppen erarbeitet und in Form von Gruppen-Portfolios inMahara wöchentlich dokumentiert.


Beschreibung der Prüfung

Die Prüfungsleistung zur Lehrveranstaltung setzt sich aus drei Teilprüfungsleistungen zusammen:
Eine summative E-Portfolio-Prüfung in Mahara (Gruppenleistung, 50/120), ein Referat zur Projektarbeit (Gruppenleistung, 40/120) sowie eine Onlineprüfung im Antwortwahlverfahren in Moodle (Einzelleistung, 30/120). Im Rahmen der E-Portfolio-Prüfung werden die Lerninhalte von den Studierenden selbständig in Gruppen erarbeitet und in Form von Gruppen-Portfolios in Mahara dokumentiert. Die 178 Studierenden werden hierzu in 4 Kohorten mit je 8 Gruppen (Teilnehmerzahl 5-6 Studierende) und jeweils einer Teamleitung samt Stellvertretung aufgeteilt. Als Aufgabe reichen alle Gruppen wöchentlich eine zu erstellende Portfolio-Seite (auf Basis der in Mahara zur Verfügung gestellten Templates) ein, die von den insgesamt vier studentischen
Tutorinnen und Tutoren der Lehrveranstaltung auf Vollständigkeit überprüft und inhaltlich kommentiert werden. Am Ende des Semesters reichen alle Gruppen die einzelnen Portfolio-Seiten der Wochenaufgaben (in einer Sammlung zusammengefasst) ein, die dann vom Lehrenden anhand von konkreten Kriterien (siehe unten, in Anlehnung an die Bewertungsmatrix von Arnold &
Schindler, 2018) bewertet werden (summative Prüfungsleistung).
Die Beschreibung der Aufgaben und der Prüfungsleistung sowie die Kommunikation der Termine
und Fristen erfolgen über den Moodle-Kursraum zur Lehrveranstaltung. Die Einreichung der Teilprüfungsleistung E-Portfolio durch die Studierenden sowie die Bewertung und Archivierung durch den Lehrenden finden in Mahara statt.
Zur Bewertung der Teilprüfungsleistung und des Kompetenzerwerbs der Studierenden werden die
einzureichenden Gruppen-Portfolios (je 15 Einzelseiten, in einer Sammlung zusammengefasst) anhand der folgenden Bewertungsmatrix (in Anlehnung an Arnold & Schindler, 2018) bepunktet:

  • Dokumentation der Studienleistung 5 Punkte
  • Reflexion 25 Punkte
  • Mediale Gestaltung 10 Punkte
  • Aufbau und Sprache 5 Punkte

Sowohl die Teilprüfungsleistung als auch die Gesamtprüfungsleistung gilt als bestanden, wenn mindestens 50% der maximal zu erreichenden Punktzahl erreicht werden.

Anwendung des Constructive Alignments

In dieser Lehrveranstaltung erwerben die Studierenden Kompetenzen im Bereich der folgenden Lernziele (Taxonomiestufen 1-4 nach Anderson & Krathwohl):

  • Die Studierenden kennen und verstehen die grundlegenden Konzepte und Theorien der Arbeits- und Organisationspsychologie,
  • sind in der Lage, diese Konzepte und Theorien auf Individual-, Gruppen- und Organisationsebene
    zu beschreiben sowie deren Stärken und Grenzen zu diskutieren.
  • Sie sind darüber hinaus in der Lage, ihr theoretisches Wissen auf Fragestellungen und Probleme im betriebswirtschaftlichen Kontext anzuwenden und Managementempfehlungen abzuleiten.

Zum Erwerb dieser Kompetenzen ist es zielführend, wenn diese von den Studierenden selbständig in Gruppen erarbeitet und in Form von Gruppen-Portfolios in Mahara dokumentiert werden. Im Sinne des Constructive Alignment bietet es sich daher an, dass die Studierenden als Teilprüfungsleistung ihre Lernergebnisse im Einklang mit den Lehr-Lern-Methoden in Form einer selbst erstellten Sammlung aus verschiedenen medialen Elementen (Portfolio) erbringen.

Erkenntnisse

Da einer der Lehrenden in den vergangenen beiden Semestern Mahara in zwei Lehrveranstaltungen erfolgreich eingesetzt hat, bestehen bereits gewisse Vorerfahrungen. Da diese Veranstaltung allerdings zum ersten Mal mit Mahara umgesetzt und auch erstmals eine Kohorte in dieser Größe betreut wurde, ergab sich ein verhältnismäßig hoher Aufwand für Support durch den Lehrenden und das Zentrum Digitale Lehre (ZDL).
Der Betreuungsaufwand der beiden Mitarbeiter des ZDL für diese Lehrveranstaltung lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Für die Vorbereitung fielen vor Semesterbeginn 8 Personenstunden an.
  • Für die Einführung der Studierenden in das System fielen zu Semesterbeginn 8 Personenstunden an.
  • Für die Betreuung der Studierenden fielen semesterbegleitend 16 Personenstunden an.
  • Für die Auswertung der Prüfungsleistungen fielen zu Semesterende 4 Personenstunden an.

 

Mahara wurde als neues System an der THWS erstmals im Wintersemester 2022/2023 unter anderem von diesem Lehrenden eingesetzt. Mittlerweile besteht allerdings ein umfangreiches Paket an Materialien und Handreichungen zur Nutzung des Systems, die Gruppeneinstellungen zur Einreichung und Archivierung wurden optimiert und entsprechende Templates für die Lehrveranstaltung erstellt.
Dennoch bleibt es für diese Lehrveranstaltung eine Herausforderung, dass es sich für die Studierenden (im ersten Semester) um ein neues System handelt, zu dessen Nutzung kaum (bis keine) Vorerfahrungen vorhanden sind. Eine Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von Mahara im Lehr- und Prüfungskontext ist ein sicherer Umgang aller Studierenden mit einem im Idealfall selbsterklärenden System. Neben der schieren Größe der Kohorte (von beinahe 200 Studierenden) stellt in diesem Semester die größte Herausforderung ein Bug im System dar, der für die Studierenden den Kopiervorgang der Templates in die entsprechenden Gruppen umständlicher gestaltet als angedacht und außerdem den Support-Aufwand für die studentischen Tutorinnen und Tutoren zusätzlich erhöht. Dennoch lässt sich festhalten, dass durch den Einsatz einer E-Portfolio-Prüfung mit Mahara in dieser Lehrveranstaltung die Voraussetzungen für kompetenzorientiertes Lehren, Lernen und Prüfen gegeben ist. Auch die räumliche Erweiterung des Prüfungsraumes bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Für die Zukunft dieser Lehrveranstaltung ist es daher mit dem entsprechenden Support (durch studentische Tutorinnen und Tutoren sowie das ZDL) erstrebenswert, Mahara weiterhin einzusetzen. Wird Mahara in dieser Lehrveranstaltung weiter genutzt, ist es zum einen sinnvoll, auf die Verwendung von Templates zu verzichten, um den Studierenden eine freiere Gestaltung ihrer Portfolios zu ermöglichen. Zudem sollte der Feedback-Turnus angepasst (kein wöchentliches Feedback durch studentische Tutorinnen und Tutoren) und/oder Peer-Feedback eingeführt werden. Eine Abgabe der Portfolios über den entsprechenden Moodle-Kursraum zur Lehrveranstaltung würde den Lehrenden zudem den Bewertungsprozess erleichtern. Darüber hinaus wäre in Zukunft eine Möglichkeit der automatisierten Prüfungsbewertung (mit Hilfe einer KI) wünschenswert.

Auch für andere Veranstaltungen des Lehrenden – idealerweise mit Studierenden, die das System bereits kennen – bietet es sich an, kompetenzorientierte E-Portfolio-Prüfungen mit Mahara umzusetzen und weiterzuentwickeln.