E-Portfolio Prüfung in Project Simulation

  • Lehrperson: Dr. Harvey Harbach
  • Hochschule Hof
  • Fachdisziplin: Ingenieurwissenschaften
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…Ihre Studierenden treten nicht als Prüflinge, sondern als Berater:innen auf – mit dem Ziel, eine reale Aquaponik-Anlage zu analysieren, zu optimieren und ihre Entscheidungen digital zu dokumentieren.

Statt einer klassischen Abschlussprüfung entwickeln sie über den gesamten Kursverlauf hinweg ein individuelles E-Portfolio. Darin spiegeln sich Fachwissen, Reflexion und Lösungskompetenz ebenso wie Teamarbeit und Eigenverantwortung. Die Bewertung basiert auf der kontinuierlichen Lernentwicklung – nicht auf einer Einzelleistung

Beschreibung der Prüfung

Die Portfolio-Prüfung im Mastermodul Project Simulation – Systems in Application ist ein innovatives Prüfungsformat, das klassische Wissensabfragen durch ein digitales E-Portfolio ersetzt. Die Studierenden dokumentieren über den gesamten Kursverlauf hinweg ihre Lernprozesse, reflektieren Entscheidungen, arbeiten praxisnah an einer realen Anlage und integrieren individuelle Vorkenntnisse. Das Format fördert neben Fachkompetenz gezielt Soft Skills wie Problemlösung, Teamarbeit und Selbstorganisation. Es bietet ein hohes Maß an Flexibilität, Relevanz und Eigenverantwortung – ein attraktives, zeitgemäßes Prüfungsformat, das dem erweiterten Bildungsauftrag einer Hochschule im Zeitalter von KI gerecht wird.

Anwendung des Constructive Alignment

Das E-Portfolio-Prüfungsformat ist konsequent nach dem Prinzip des Constructive Alignment gestaltet: Die Lernziele, die Lehr-/Lernaktivitäten und die Prüfungsform sind klar aufeinander abgestimmt. Studierende sollen nicht nur Wissen reproduzieren, sondern komplexe Kompetenzen wie kritisches Denken, Kreativität, Selbstreflexion und Transferfähigkeit entwickeln. Diese Kompetenzen sind als Lernziele definiert und werden durch geeignete, aktivierende Lehrmethoden – wie projektbasiertes Arbeiten, Peer-Feedback oder individuelle Reflexionsaufgaben – gezielt gefördert.

Das E-Portfolio als Prüfungsformat erlaubt es den Studierenden schließlich, diese Kompetenzen authentisch und individuell sichtbar zu machen. Dabei steht nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Lernprozess im Fokus. Die Prüfungsleistung ist somit kein isolierter Abschluss, sondern integraler Bestandteil des Lernwegs – exakt im Sinne des Constructive Alignment.

Dabei werden folgende Kompetenzen gefördert:

Fachkompetenz: Wissenserwerb, Anwendung, Analyse und Bewertung, erweitern und erschaffen

Soft Skills: Zeitmanagementkompetenz, Problemlösefähigkeit, Analytisches Denken, Organisationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Konfliktlösefähigkeit, Führungskompetenz

Die Studierenden

  • …treten als Berater:innen zur Optimierung der bestehenden Anlage auf.
  • …eignen sie sich das benötigte Wissen an und Konzeptionieren eigenverantwortlich eine Verbesserungsstrategie, die in der Realität geprüft wird.
    • Biologisches, Technisches, chemisches Verständnis in Bezug auf eine kommerziell produzierenden Anlage für die Lebensmittelproduktion am Beispiel einer Aquaponik.

Die Studierenden…

  • …erwerben Fähigkeiten und Kenntnisse, sowie Kompetenzen in den Bereichen Analyse von Bestandsanlagen, und Systemen, Re-Konzeptionierung der Anlage(n) anhand eines Business-Canvas, sowie die praktische Umsetzung der Optimierung der Anlage unter Realbedingungen im Dialog mit weiteren Stakeholdern.

Die E-Portfolio Prüfung wird über den gesamten Kursverlauf von den Studierenden kontinuierlich entwickelt.

Es findet demnach keine singuläre Leistungsabfrage statt, sondern zeigt dem Lehrpersonal, wie auch den Studierenden selbst eine individuelle Lernreise auf. Durch den Dialog mit den anderen teilnehmenden Studierenden und dem Lehrpersonal sowie anhand der Ergebnisse der Real-Anlage, in der die Entscheidungen umgesetzt werden, ergibt sich für jeden und jede einzelne die Möglichkeit nicht nur die eigenen Entscheidungen, sondern auch die der Mit-Studierenden zu analysieren und sich intensiver als in konventionellen Prüfungsformen mit den intendierten Lernzielen auseinander zu setzen und diese zu erreichen oder sogar zu übertreffen.

Ein E-Portfolio stellt eine Art Lerntagebuch dar, welches von den Studierenden eigenständig entwickelt wird. Die Studierenden übernehmen hierbei nicht nur die Funktion der Darstellung von Wissen und Kenntnissen, sondern darüber hinaus die Integration der Bereiche Wissensvermittlung, zielgruppenorientierter Darstellung von Entscheidungen und adäquater Begründungen zur Entscheidungsfindungen.

Die Lehr- und Lernaktivitäten umfassen Selbstreflexion, welche über die Darstellung des Lernfortschritt und der erreichten Ziele im E-Portfolio dokumentiert wird. Projektarbeit in Gruppen- oder Einzelarbeit, die auf die Lernziele ausgerichtet sind. Ein Peer-Feedback durch die Studierenden selbst, die mittels Feedback die eigenen Portfolio-Inhalte und die der anderen Studierenden analysieren. Präsentationen, welche die Studierenden trainiert Soft-Skills weiterzuentwickeln zur überzeugenden Darstellung der eigenen Ergebnisse und Lernprozesse ermöglicht. Diskussionen zu relevanten Themen, die in den Portfolios behandelt werden, fördern das vertiefte Verständnis. Kollaborative Lernplattformen anhand von realen Fallsstudienanalysen entsprechend der getroffenen Entscheidungen ermöglichen es Ressourcen zu teilen und gemeinsames Arbeiten zu trainieren und zusätzlich theoretische Kenntnisse in praktischen Kontexten anzuwenden.

Ich halte meine Prüfung für eine Good Practice, weil...

... sie dem erweiterten Bildungsauftrag einer Hochschule im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz gerecht wird: Sie geht weit über reine Wissensabfrage hinaus und ermöglicht den Studierenden, ihre Kompetenzen ganzheitlich zu zeigen – einschließlich Soft Skills, persönlicher Erfahrungen und kreativer Ausdrucksformen. Durch das E-Portfolio entsteht ein Prüfungsformat, das nicht nur fachliche Inhalte abbildet, sondern auch kritisches Denken, Selbstreflexion und Problemlösung fördert – Kompetenzen, die heute wichtiger denn je sind und das Engagement und fördert nachhaltiges Lernen.