Individualisierte und skalierbare Finance-Prüfungen mit Moodle

  • Lehrperson: Prof. Dr. Wolfang Hößl
  • Technische OTH Regensburg
  • Fachdisziplin: Betriebswirtschaft
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Individualisierte Prüfungen: Zufällig generierte Aufgaben, die sich an persönliche Parameter anpassen – keine identischen Fragen für alle.

Format: Take-Home-Exam (THE) in Moodle, mit Zugriff auf Vorlesungsunterlagen, Online-Quellen und Software wie Excel.

Dynamik und Praxis: Wiederverwendbare Vorlagen mit variablen Werten, Plausibilitätsprüfungen und ergebnisabhängigen Folgefragen sorgen für Abwechslung, einzigartige Herausforderungen und praxisnahe Anwendung – Fragen bauen aufeinander auf und fördern kritisches Hinterfragen fundierter Entscheidungen.

Beschreibung der Prüfung

Die Prüfung wurde als Take-Home-Exam (THE) als Moodle-Test konzipiert, mit erlaubten Hilfsmitteln wie Vorlesungsunterlagen, Internetquellen und Software (insbesondere Excel). Die Aufgaben wurden größtenteils außerhalb von Moodle mit R und dem Paket R/exams erstellt und als XML-Dateien importiert, um eine flexible und variantenreiche Gestaltung zu ermöglichen.

Kernschritte der Erstellung

  1. Entwicklung der Aufgaben: Jede Aufgabe basiert auf wiederverwendbaren Templates, die R-Code enthalten. Dieser Code generiert zufällige Parameter für Variablen, um individuelle Varianten zu erzeugen und Plagiate zu verhindern.
  2. Fragetyp-Auswahl: Primär der CLOZE-Typ wurde genutzt, da er Unterfragen (z. B. SC/MC, numerisch) kombiniert und ergebnisabhängige Folgefragen ermöglicht. Plausibilitätsprüfungen im R-Code stellen valide Parameterkombinationen sicher, während die Formatierung (z. B. Rundung) und Integration der Zufallsvariablen in die Aufgabenstellung templatebasiert gesteuert wird.
  3. Variantengenerierung und Import: Pro Aufgabe wurden mehrere Varianten erzeugt. Moodle wählt je Prüfling zufällig eine aus, um personalisierte Tests zu schaffen. Die generierten xml-Dateien lassen sich nahtlos in Moodle importieren.
  4. Wiederverwendbarkeit: Die Templates sind modular aufgebaut und können für zukünftige Prüfungen wiederverwendet und angepasst werden.

Die Nutzung von KI unterstützt die Überprüfung von Aufgaben auf Klarheit und Verständlichkeit, auf ungünstige oder ökonomisch unsinnvolle Variablenkombinationen sowie auf weitere potenzielle Probleme. Durch die gezielte Formulierung von System- und User-Prompts können Aufgaben weitgehend in natürlicher Sprache beschrieben werden, was Einstiegshürden für Nicht-Programmierer abbaut. Zudem ermöglicht KI die weitgehend automatisierte Erstellung von Lösungen zu individualisierten Aufgaben, die beispielsweise bei der Klausureinsicht eingesetzt werden können. Die Aufgabenvorlagen lassen sich zudem in Quarto-Dateien (HTML) integrieren und als interaktive Übungsaufgaben für Vorlesungen nutzen, die in Moodle-Kurse eingebunden werden können.

Anwendung des Constructive Alignment

Finanzierung und Investition: Teilgebiet Investition (Bachelor, 3. Semester)

  • Anwendung statischer und dynamischer Investitionsverfahren unter variierenden Rahmenbedingungen.
  • Kritische Analyse und Vergleich von Ergebnissen zur Herleitung praxisnaher Empfehlungen.
  • Identifikation von Verfahrensschwächen und deren Auswirkungen auf Entscheidungen.
  • Einschätzung von Einflussfaktoren auf Rechenergebnisse.
  • Praktische Umsetzung der Verfahren in Excel (oder ähnlichen Tools) zur Lösung realer Rechenaufgaben.

 

Finanzmärkte und Asset Management (Bachelor, 6./7. Semester)

  • Kenntnis und Anwendung von Verfahren zur Bewertung und Preisbestimmung von Wertpapieren. Kritische Analyse und Beurteilung von zugrunde liegenden Modellannahmen und Ergebnissen verschiedener Ansätze.
  • Portfoliokonstruktion unter Berücksichtigung von Rendite- und Risikovorgaben. Bewertung von Diversifikation und kritische Analyse von Ergebnissen.
  • Einbeziehung verhaltensökonomischer Aspekte, einschließlich Heuristiken und Biases, sowie Strategien zur Bewältigung.
  • Analyse von Anreizproblemen und deren Konsequenzen für Individuen und Märkte (z. B. Boom-/Bust-Zyklen).

 

Finanzwirtschaftliches Risikomanagement (Master, 2. Semester)

  • Grundkenntnisse zu Risikoarten, Risikomanagement und dem unternehmerischen Risikomanagementprozess.
  • Kategorisierung und Beurteilung der Eigenschaften und Auswirkungen verschiedener Risikoarten.
  • Anwendung der Prozessschritte des operativen Risikomanagementprozesses, inklusive Identifikation, Analyse, Bewertung und Steuerung von Risiken.
  • Einsatz von Derivaten zur gezielten Absicherung (Hedging) spezifischer Risiken (z. B. Kurs-, Kredit-, Währungs- und Zinsrisiken), mit Abwägung von Vor- und Nachteilen.

 

 

Finanzierung und Investition

  • Die Prüfung umfasst eine breite Palette dynamischer Aufgaben, die Studenten zu Investitionsverfahren anleiten, z. B. durch CLOZE mit variablen Parametern, MC-Interpretation. Die Studenten können diese Aufgaben realitätsnah in Excel umsetzen. Dies ermöglicht eine praxisnahe Anwendung und Reflexion.
  • Das THE mit Rechen- und Interpretations-aufgaben eignet sich gut, da hierdurch fundierte Analysen und Handlungsempfehlungen integriert werden können. Dies testet authentisch die Kompetenz zur kritischen Bewertung und Umsetzung des Gelernten.

 

Finanzmärkte und Asset Management (FAM)

  • Individualisierte CLOZE-Fragen integrieren Rendite-/Risikobewertung und Portfolio-Konstruktion mit verhaltensökonomischen Elementen, z. B. Biases in Szenarien. Studenten bauen Strategien auf bzw. beurteilen diese, was Diversifikation und Marktdynamiken praxisnah vermittelt.
  • Auch die Anlegerpsychologie sowie die Folgen von Interventionen werden ins Kalkül einbezogen.
  • Die Prüfungsform misst Bewertungsfähigkeiten und Bias-Bewältigung, da offene Reflexion in THEs tiefere Einsichten erlaubt und Rendite-Risiko-Abwägungen realitätsnah bewerten lässt.

 

Risikomanagement (RMT)

  • Konditionale Folgefragen erlauben es, Schritte des operativen Risikomanagementprozesses (Identifikation, Analyse/Bewertung, Steuerung) auf praxisnahe Fragestellungen anzuwenden und kritisch zu beurteilen
  • Mittels Derivate können Hedging-Strategien schrittweise umgesetzt und hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile bewertet sowie mit anderen Strategien verglichen werden.
  • Das THE fördert die Anwendung operativer Prozesse, da es detaillierte Begründungen verlangt und den Umgang mit Risikoarten situationsgerecht testet, was Kompetenzen in der Steuerung authentisch erfasst.

Ich halte meine Prüfung für eine Good Practice, weil...

… sie in Moodle aufeinander aufbauende Fragen ermöglicht, zufallsgenerierte Werte fein abstimmbar plausibilisiert und durch hohe Individualisierung Austausch unter Prüflingen wirkungslos macht.“

 

… durch KI-Integration Aufgabenstellungen hinsichtlich ihrer Klarheit und Verständlichkeit optimiert, weitere Aufgabenszenarien generiert und unsinnige Variablenkombinationen identifiziert werden können. Mit geschicktem Prompting können zudem Einstiegshürden bei der Aufgaben- und Lösungserstellung stark gesenkt und dieser Prozess weitgehend automatisiert werden.

 

… Aufgabenvorlagen es Prüfern ermöglichen, Prüfungsaufgaben effizient wiederzuverwerten, eine beliebige Anzahl an Varianten zu generieren und mit geringem Aufwand Prüfungen, Korrektur und Nachbesprechungen durchzuführen – z. B. bei Klausureinsichten durch KI-generierte Varianten mit Musterlösungen.