VR-Präsentationen, Blind-Dates, Concept Sprints und vieles mehr. Bei der TURN-Konferenz in Köln war auch das ii.oo Projekt als Teilnehmende vor Ort. Unter dem Motto „Prototyp Zukunft“ und mit dem Gedanken „Lehre ist eine Gemeinschaftsaufgabe“ der Kölner Vizepräsidentin Dr. Sylvia Heuchemer wurde der Fokus nicht auf fertige Projekte, sondern auf Co-kreatives Arbeiten an Ideen und Konzepten gelegt.
In den innovativen Formaten gab es spannende Vorträge zum Anhören und Mitmachen. Gerade der Bereich Prüfung war für unser Projekt natürlich interessant. Entsprechend möchten wir Sie beispielhaft in das Blind Date „Assessment“ mitnehmen. Bei diesem Format wurden Entwurfsmuster vorgestellt und später in Mini-Workshops beleuchtet und weiterentwickelt.
Passend zu unserem Projekt ging es im ersten von vier Vorträgen um das Thema E-Assessment im MINT-Bereich, genauer gesagt um das Coden von Aufgaben mit Python und Jupyter. Konrad Schöbel der HTWK Leipzig versuchte das Problem unspaßiger und fehleranfälliger Coding-Aufgabenerstellung zu umgehen. Mithilfe des Python-Pakets „PyRope“ soll das Motto „Coden statt Klicken“ gelten. Statt Codingaufgaben also in Webformularen zu erstellen und zu lösen, setzen die Entwickler auf eine Programmierbasis in Python. Dadurch werden viele Vorteile des Codings, wie Eingabevalidierung und die Erweiterung um externe Inhalte ermöglicht. Das Frontend von PyRope wurde via Jupyter realisiert, sodass den Nutzenden ein direktes Feedback in ihren Entwicklungszyklen ermöglicht wird.
Erbil Ylilmaz von der PH Karlsruhe beschäftigte sich im Rahmen des DiAs Projekt mit digitalen, multimodalen Klausuren. Das Ziel: Angemessene Überprüfung von Lernzielen durch digitale Formate und Alternativen zum Corona „Notfallprogramm“ entwickeln. Als großer Painpoint digitaler Prüfungen wurde die Möglichkeit, Zeichnungen und Konstruktionen anzufertigen eruiert. Um dem entgegenzutreten entwickelte er mit seinem Team ein intuitives Zeichenprogramm für Prüfungen mit Moodle. Das Tool „PHKA Freehand Drawingtool“ wird in Verbindung mit Tablets verwendet und soll Freihandzeichnungen in Moodlefragen ermöglichen und perspektivisch automatisch auswertbar machen.
Im dritten Vortrag fokussierte sich Tobias Panteleit der TH Köln auf einen STACK-Styleguide für MINT-Aufgabensammlungen. STACK ist als Plugin für Moodle verfügbar und ist für den Einsatz im MINT-Bereich optimiert, beispielsweise durch eine algebraische Eingabemöglichkeit. Das Team stellte fest, dass MINT-Aufgaben zu sammeln und auszutauschen diverse Vorteile und Optimierungsoptionen haben könnte. Um eine solche Aufgabensammlung für STACK zu erstellen, bedarf es jedoch eines gemeinsamen Aufbaus, den das Team um Herrn Panteleit nun erstellte. Auch im Aufgabendesign wurden Anpassungen vorgenommen: Beispielsweise werden Feedbacks nicht mehr gesammelt am Ende der Seite angezeigt, sondern direkt unter den jeweiligen Teilaufgaben eingebaut.
Zuletzt stellte Dr.-Ing. Ulrich Hofmann-von Kap-herr das Projekt iLEARN vor. Er fokussiert sich auf formative Assessments mithilfe eines modularen Aufbaus im einheitlichen OnePager-Design. Durch den Aufbau sollen verschiedene Softwareprodukte in einen Kontext miteinander gesetzt und strukturiert werden. Das Ziel: Den Lernerfolg besser abbilden zu können und Lehrenden eine Art Baukasten an die Hand zu geben.
Nach den Vorträgen konnten die Teilnehmenden des Workshops mit den Vortragenden und untereinander frei über die Entwurfsmuster diskutieren. Daraus ergaben sich bereits breite Weiterentwicklungsmöglichkeiten und erste Lösungsideen. Beispielsweise entstand ein breiter Austausch über die Einbettungsmöglichkeiten und den Einsatz in Prüfungssituation des Zeichenprogramms. Auch automatisierte Auswertungsmöglichkeiten der Zeichnungen wurden intensiv diskutiert. An anderer Stelle wurde sich über Weiterentwicklungsmöglichkeiten für PyRope ausgetauscht. Auch hier stand die Integration in Lern-Management-Systeme im Vordergrund, ebenso wie eine spezifische Serverstruktur.
In einer Keynote am zweiten Konferenztag wurde auch nochmals die Relevanz unseres Arbeitspakets Haltung unterstrichen. Prof. Dr. Dr. Oliver Reis der Universität Paderborn beleuchtete die Begriffe der Kontingenz und Offenheit. Er beschrieb die Hochschullehre als einen Versuch, strukturelle Zugzwänge zu erzeugen, um Potenziale auszuschöpfen. Die Reaktion der Rezipienten, diese Potenziale auszuschöpfen ist jedoch immer individuell und basiert auf der Haltung dieser Personen. Er plädiert entsprechend dafür, auch in der Workloadberechnung, Raum dafür zu lassen, Dinge selbst zu verarbeiten, ohne, dass wir sie kontrollieren und didaktisieren können. Und dafür – so Reis – benötigt es Mut.
Wenn Sie jetzt neugierig auf die Konferenz und deren Inhalte geworden sind, finden Sie weitere Informationen zu den Beiträgen unter https://turn-conference.org/