Typologie
Basierend auf 40 Interviews mit Lehrenden und Studierenden wurden typische Muster identifiziert, aus denen vier Lehrenden- und vier Studierendentypen abgeleitet wurden. Die entwickelte Typologie erweist sich dabei als hilfreiches Analyseinstrument: Sie reduziert viele individuelle, oft schwer greifbare Merkmale auf klar abgrenzbare Typen und macht so Zusammenhänge zwischen persönlicher Haltung, didaktischer Gestaltung und institutionellen Rahmenbedingungen sichtbar. Gleichzeitig zeigt die Analyse, dass Haltungen nicht statisch sind, sondern sich in spezifischen Kontexten entwickeln und verändern können – ein Befund, der sowohl für die Praxis digitaler Prüfungen als auch für hochschuldidaktische Entwicklungen relevant ist.
Möchten Sie herausfinden, welchem Lehrendentyp Sie nach unserer Typologie entsprechen oder welcher Studierendentyp Sie waren bzw. aktuell sind?
Das geht ganz einfach mit unserem Lehrendentest und Studierendentest.
Lehrendentypen
Der beziehungsorientierte Lernbegleiter versteht sich als Partner auf Augenhöhe. Er schafft eine transparente, unterstützende Lernumgebung, in der Studierende kompetent und selbstwirksam agieren können. Schummeln wird nicht unterstellt, Vertrauen steht im Mittelpunkt. Studierende werden aktiv eingebunden, Aufgaben und Bewertungskriterien sind klar und nachvollziehbar. Rückmeldungen werden gegeben und ernst genommen, Lernprozesse sind dialogisch gestaltet. Prüfungen dienen der Entwicklung, Ängste sollen abgebaut und Formate in den Lernprozess integriert werden. Digitale Tools und KI werden reflektiert eingesetzt, als Lernhilfe unter didaktischer Anleitung. Studierende erhalten hierbei Übungsmöglichkeiten und Unterstützung. Authentische Leistungen entstehen durch Autonomie, soziale Eingebundenheit und Selbstwirksamkeit. Die Rolle als Lernbegleiter ist verinnerlicht, Fairness, Transparenz und Feedback sind zentrale Werkzeuge. Weiterentwicklung und kollegialer Austausch sind erwünscht.
Typ 1Der (beziehungsorientierte) Lernbegleiter

Der ambivalent Engagierte möchte gute Lehre machen und Studierende fair begleiten, erlebt dabei aber Spannungen zwischen Anspruch und Rahmenbedingungen, etwa Zeitdruck, Vorgaben oder institutioneller Unsicherheit. Die Motivation und Reflexion sind stark, doch Selbstzweifel bremsen. Dieser Typ findet sich oft bei Neuberufenen oder Lehrbeauftragten mit wenig Unterstützung. Studierende erleben ihn als engagiert und offen, aber teils unklar oder kontrollierend. Transparenz und Feedback sind gewollt, werden aber nicht immer konsequent umgesetzt. Die Lernbegleiterrolle ist erkennbar, aber noch nicht stabil. Schummeln wird eher aus Unsicherheit skeptisch betrachtet. Der Wunsch nach fairen, lernförderlichen Prüfungen ist da, doch es fehlt oft Vertrauen in die eigene Gestaltungskompetenz. Digitale Formate und KI werden als Chance gesehen, zugleich als potenzielle Überforderung. Eigene Strategien fehlen meist, es wird auf bekannte, sichere Strukturen zurückgegriffen. Unterstützung durch die Hochschule ist hier besonders entscheidend.
Der Prüfungspragmatiker versteht Prüfungen als Leistungsmessung unter kontrollierten Bedingungen. Rechtssicherheit, Verlässlichkeit und klare Abläufe sind zentral. Die Beziehung zu Studierenden bleibt professionell-distanziert, aber wertschätzend. Lernbegleitung oder soziale Einbettung treten hinter dem Anspruch zurück, gleiche Bedingungen zu gewährleisten. Lehrende dieses Typs setzen auf Transparenz, klare Regeln und formelle Gleichbehandlung. Prüfungen sind standardisiert, Anforderungen eindeutig formuliert. Offene oder unbeaufsichtigte Formate gelten als riskant, weil sie Täuschung erleichtern könnten. Digitale Prüfungen werden nur genutzt, wenn sie rechtlich abgesichert sind und einen klaren Nutzen bringen, etwa automatisierte Korrekturen. KI erscheint als Risiko, weniger als Chance. Authentische Leistungen entstehen hier durch Struktur und Transparenz, nicht durch Selbstbestimmung oder soziale Eingebundenheit. Fairness heißt Gleichbehandlung. Die Schummelgefahr gilt als gegeben und eine Absicherung daher als Pflicht.
Typ 3Der (strukturierte) Prüfungspragmatiker

Der ambivalent Engagierte möchte gute Lehre machen und Studierende fair begleiten, erlebt dabei aber Spannungen zwischen Anspruch und Rahmenbedingungen, etwa Zeitdruck, Vorgaben oder institutioneller Unsicherheit. Die Motivation und Reflexion sind stark, doch Selbstzweifel bremsen. Dieser Typ findet sich oft bei Neuberufenen oder Lehrbeauftragten mit wenig Unterstützung. Studierende erleben ihn als engagiert und offen, aber teils unklar oder kontrollierend. Transparenz und Feedback sind gewollt, werden aber nicht immer konsequent umgesetzt. Die Lernbegleiterrolle ist erkennbar, aber noch nicht stabil. Schummeln wird eher aus Unsicherheit skeptisch betrachtet. Der Wunsch nach fairen, lernförderlichen Prüfungen ist da, doch es fehlt oft Vertrauen in die eigene Gestaltungskompetenz. Digitale Formate und KI werden als Chance gesehen, zugleich als potenzielle Überforderung. Eigene Strategien fehlen meist, es wird auf bekannte, sichere Strukturen zurückgegriffen. Unterstützung durch die Hochschule ist hier besonders entscheidend.
Studierendentypen
Studierende dieses Typs handeln planvoll, reflektiert und nutzen selbstgesteuertes Lernen effizient. Sie greifen vorhandene Informationen und Feedbackstrukturen gezielt auf und sehen Prüfungen als legitime Rückmeldung zum persönlichen Lernstand. Hohe Selbstwirksamkeit, Motivation und ein ausgeprägter Sinn für Transparenz prägen ihr Lernen. Klare Anforderungen und strukturierte Lernumgebungen ermöglichen authentische Leistungen. Chancengleichheit und Fairness sind zentrale Bezugspunkte, Ängste kaum vorhanden, Prüfungen fördern Aktivität statt Blockade. Lehrkräfte sollen Rahmenbedingungen klar kommunizieren und aktiv als Lernbegleiter:innen unterstützen. Studierende diesen Typs bringen ihr Feedback ein und schätzen eine begleitete Gestaltung der Prüfungen. Digitale Formate und Tools werden gezielt eingesetzt, um Lernprozesse effizient zu unterstützen. Prüfungen gelten als gerecht, wenn sie transparent, nachvollziehbar und methodisch durchdacht sind. Schummeln wird strikt abgelehnt, Vertrauen in die eigenen Leistungen steht im Vordergrund.
Typ 1Der (systematisch) Lernfokussierte

Der pragmatische Taktiker geht zielgerichtet mit Leistungsanforderungen um und entwickelt Strategien, um trotz Überforderung handlungsfähig zu bleiben. Prüfungen werden weniger als Lernanlass, sondern primär als Hürde wahrgenommen. Bei mangelnder Transparenz, hohem Zeitdruck oder fehlender Unterstützung denkt er auch über unerlaubte Strategien wie Schummeln nach, nutzt sie aber meist nicht aktiv – er ist ein „theoretischer Schummler“. Motivation entsteht aus dem Bedürfnis, Anforderungen effizient zu bewältigen, oft unter schwierigen Rahmenbedingungen. Authentische Leistung steht nicht im Vordergrund – Prüfungen sind Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Stress und Zeitdruck sind hoch ausgeprägt, Fairness wird als entscheidend wahrgenommen. Lernprozesse sind zweckrational, digitale Formate und Tools können zur Effizienz beitragen, werden aber situativ eingesetzt. Die Bindung an eigene Leistungsideale ist schwach, Schummeln wird als mögliche Strategie im Systemgedanken reflektiert.
Studierende dieses Typs verstehen Lernen als Beziehungs- und Dialogprozess, in dem Wertschätzung und Rückmeldung zentral sind. Ihre Motivation entsteht aus Zugehörigkeit und dem Gefühl, gemeinsam mit Lehrenden am Lernerfolg zu arbeiten. Prüfungen werden nicht nur als Bewertung, sondern als kommunikative Rückmeldung im kooperativen Lernverhältnis wahrgenommen. Der Entwicklungspartner orientiert sich an einer ko-konstruktiven Lernbeziehung, bei der persönliche Entwicklung, soziale Eingebundenheit und gegenseitige Verantwortung im Mittelpunkt stehen. Vertrauen, Dialog und Resonanz treiben das Lernen an, die Lehrperson gilt oft als Vorbild. Leistung wird als gemeinsame Aufgabe gesehen, Transparenz und Feedback sind hoch relevant. Schummeln kommt nicht in Frage, das Risiko für Beziehungs- und Vertrauensverlust ist zu hoch. Lehrveranstaltungsgestaltung, Kommunikation und Interaktion auf Augenhöhe sind entscheidend. Die Lehrperson wird als Lernbegleiter:in wahrgenommen. Authentische Leistung, Fairness im Beziehungserleben und Resilienz gegenüber Schummeloptionen sind ausgeprägt.
Typ 3Der (empathische) Entwicklungspartner

Dieser Typ empfindet digitale Prüfungsformate als potenziell überfordernd. Unsicherheiten bestehen bezüglich technischer Stabilität, Anforderungen, Fairness und eigener Fähigkeiten. Kompensatorische Strategien wie Prüfung schieben, Schummeln oder „auf Glück hoffen“ treten bei wahrgenommenem Mangel auf. Der Typ ist problem- statt lösungsorientiert, mit geringer Prüfungszuversicht und fehlendem Vertrauen in transparente Strukturen. Prüfungen erscheinen als Bedrohung, nicht als Lernchance. Das Vertrauen in Chancengleichheit ist gering, institutionelle Praktiken werden kritisch gesehen. Die Bewältigungsstrategien dieses Typs sind reaktiv, Ängste und Stress hoch. Prüfungen wirken potenziell manipulativ und leistungsfeindlich, Frustration führt zu Rückzug oder stillem Protest. Digitale Formate werden nicht als Erleichterung wahrgenommen, sondern als Unsicherheitsquelle, etwa durch Kontrollverlust, technische Modalitäten oder wahrgenommene Ungerechtigkeit. Schummeln wird als Misstrauensreaktion genutzt, Fairness als individuell schwer erreichbar gesehen. Authentische Leistung gelingt nur eingeschränkt, Prüfungen werden bei wahrgenommenem Mangel als unfair erlebt.




